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terre des hommes Deutschland setzt sich dafür ein, die Verpflichtungen aus der UN-Kinderrechtskonvention für alle Kinder umfassend umzusetzen.

Kinder beim Steine klopfen. Foto: Nagender Singh Chhikara

Das Schwellenland Indien mit einem zweistelligen Wirtschaftswachstum ist noch immer das Land mit den meisten unterernährten Kindern, den meisten Kinderarbeitern und mit immens zunehmender Gewalt gegen Mädchen.

Kinderarbeit in Indien. Foto: Nagender Singh Chhikara

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Juli: Kinder und Jugendliche

Jedes Kind zählt - Kinder und Jugendliche müssen im Zentrum der Entwicklung stehen

Wenn im September 2015 die Generalversammlung der Vereinten Nationen über neue globale Entwicklungsziele abstimmen, sollten Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt stehen. So fordern es weltweit Bewegungen und Kinderrechtsorganisationen, UN-Organisationen wie UNICEF und viele einzelne Politiker.

Kinder und Jugendliche sind in Entwicklungsländern und Schwellenländern die Mehrheit der Bevölkerung – sie sind die Zukunft. Heute aber leiden Kinder und Jugendliche doppelt unter Armut, Gewalt, Kriegen und Umweltzerstörung. Denn ihre Leben und ihre Zukunft werden heute zerstört. Wer nicht zur Schule gehen kann und gefährliche Arbeit leisten muss, wird auch später kaum in der Lage sein, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Heute arbeiten 116 Millionen Mädchen und Jungen unter gefährlichen Bedingungen. Millionen Kindern wird schon vor ihrem fünften Geburtstag jede Zukunft geraubt: Tag für Tag sterben 17.000 Kinder an Krankheiten, die vermeidbar wären. In Kriegen und Konflikten der Gegenwart werden Kinder getötet, als Kindersoldaten missbraucht, vergewaltigt, verletzt. Schulen und Krankenhäuser werden angegriffen und damit für Kinder wichtige Infrastruktur zerstört. Die Hälfte der weltweit 60 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen sind Kinder. 570 Millionen Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag. 230 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind bei ihrer Geburt nicht registriert worden – sie existieren für die Statistik nicht und haben keinen Zugang zu grundlegenden Versorgungsleistungen der Staaten, wie etwa Gesundheitsversorgung oder Bildung.

Die Bilanz nach 25 Jahren Kinderrechtskonvention

Die Bilanz für Kinder und Jugendliche ist - nach 25 Jahren Kinderrechtskonvention, nach den Millenniums-Entwicklungszielen – noch lange nicht positiv. Zwar wurde viel erreicht –die Zahl der Kinder in gefährlicher Arbeit ist gesunken, in vielen Ländern überleben mehr Kinder die ersten Lebensjahre, Bildungssysteme wurden verbessert. Doch die Prioritäten von Regierungen liegen längst nicht bei Kindern und Jugendlichen: Das Schwellenland Indien mit einem zweistelligen Wirtschaftswachstum ist noch immer das Land mit den meisten unterernährten Kindern, den meisten Kinderarbeitern und mit immens zunehmender Gewalt gegen Mädchen. Und: zunehmende Konflikte und Katastrophen machen Fortschritte zunichte: Die Kriege im Nahen Osten kosten tausende Kinder das Leben und haben Millionen Kinder in die Flucht getrieben, ihrer Bildungschancen beraubt und häufig traumatisiert.

Wirkung

Dennoch wirkt die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nation: Denn die Konvention verändert das Denken und die Perspektiven. Sie ist ein wichtiges Instrument um Politik für Kinder zu gestalten.

Die Kinderrechtskonvention verankert die Rechte von allen Menschen, die jünger als 18 Jahre sind. Das Wohl eines Kindes hat Vorrang bei allen Maßnahmen. So legen es die ersten drei Artikel der Konvention in einfachen Worten fest. Damit sind Kinder Träger von Rechten und nicht länger irgendwie kleine Menschen, denen Staaten je nach gesellschaftlichen Normen, religiösen Werten oder ökonomischen Interessen etwas gewähren oder versagen können. Längst noch nicht ist dieses Denken überall akzeptiert, geschweige denn umgesetzt – Debatten um das Mindestalter für eine Heirat, die Rekrutierung von Kindern als Soldaten oder die Gültigkeit der Kinderrechte für Minderheiten – Flüchtlinge etwa – zeugen davon. Aber: es gibt diese Debatten.

Die Kinderrechtskonvention wurde von 194 Staaten ratifiziert, die damit ein Versprechen abgaben: Sie würden die Bestimmungen in nationalem Recht verankern und alles dafür tun, damit Kinder gesund aufwachsen und sich entwickeln können. Ein Versprechen an die Kinder, das wenig wert scheint. Wie sonst könnten Unterzeichnerstaaten Kinder gezielt töten, in gewaltsamen Konflikten Schulen und Krankenhäuser angreifen? Wie können sie untätig zusehen oder sogar noch dazu beitragen, dass Kinder verhungern oder an leicht vermeidbaren Krankheiten sterben? Tausende solcher Fragen sind nötig und gehören auf die Agenda jeder Regierung. Und sie werden von Initiativen und Aktivisten auf der ganzen Welt gestellt, darunter auch Kinder und Jugendliche. Diese Menschen haben mit der Kinderrechtskonvention ein Argument mehr in der Hand und sogar eines, auf dass sich die internationale Gemeinschaft geeinigt hat. Wenigstens werden ihre Fragen international gehört, wenn der Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen in regelmäßigen Abständen die Situation in den Unterzeichnerstaaten unter die Lupe nimmt.

Überall auf der Welt erheben heute Kinder und Jugendliche selbst ihre Stimme für ihre Rechte. Vielleicht ist das auf lange Sicht die wirksamste Folge der Kinderrechtskonvention: Mädchen und Jungen wissen um ihre Rechte und setzen sich für ihre Belange ein.

Ein Beitrag von terre des hommes Deutschland

terre des hommes Deutschland setzt sich dafür ein, die Verpflichtungen aus der UN-Kinderrechtskonvention für alle Kinder umfassend umzusetzen. Dazu zählen: der Vorrang des Kindeswohls, die Nichtdiskriminierung, das Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung, das Recht, gehört zu werden, sowie die sozialen Rechte (auf Gesundheit, Bildung, angemessene Unterkunft sowie Wasser und Ernährung). In 400 Projekten in 32 Ländern unterstützt terre des hommes konkrete Alternativen für arme und marginalisierte Kinder. In allen Projekten und auch bei der Gestaltung der eigenen Strategie setzt terre des hommes auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Partizipation ist ein Kinderrecht – und gleichzeitig ein wichtiges Instrument, um Entwicklung im Sinne der Kinderrechte zu ermöglichen.