Junge Schulkinder waschen sich unter fließend Wasser die Hände mit Seife. Foto: germantoilet.org

Das Recht auf Gesundheit gehört zu den Grundrechten des Menschen. (Foto: German Toilet Organization e. V.)

Die Europäische Union erklärt
„Entwicklung durch Zusammenarbeit“

„Es ist eine weithin anerkannte Tatsache, dass wir die technologischen, finanziellen und materiellen Ressourcen besitzen, um unsere Welt bis zum Jahr 2030 von der Geißel der extremen Armut zu befreien. Es gibt keine Ausrede, dies nicht zu tun.“

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April: Gesundheit

Das Recht auf Gesundheit gehört zu den Grundrechten des Menschen

Viele der im Jahr 2000 gesteckten Millenniumentwicklungsziele der Vereinten Nationen beziehen sich direkt oder indirekt auf Gesundheit. Die Fortschritte – insbesondere in Bezug auf die Gesundheit von Frauen und Kindern – lassen jedoch in vielen Ländern auf sich warten. Es läuft also nicht alles nach Plan: Welche Lehren können wir daraus ziehen, und wie können wir den Teufelskreislauf aus Armut und schlechter Gesundheit durchbrechen?

Menschenrecht Gesundheit

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 steht im Artikel 25:

"Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen (...)"

Im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) heißt es in Artikel 12:

"Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit an. Die von den Vertragsstaaten zu unternehmenden Schritte zur vollen Verwirklichung dieses Rechts umfassen die erforderlichen Maßnahmen:

  • a) zur Senkung der Zahl der Totgeburten und der Kindersterblichkeit sowie zur gesunden Entwicklung des Kindes;
  • b) zur Verbesserung aller Aspekte der Umwelt- und der Arbeitshygiene;
  • c) zur Vorbeugung, Behandlung und Bekämpfung epidemischer, endemischer, Berufs- und sonstiger Krankheiten;
  • d) zur Schaffung der Voraussetzungen, die für jedermann im Krankheitsfall den Genuss medizinischer Einrichtungen und ärztlicher Betreuung sicherstellen."

Diese eindeutig definierten Rechte werden bisher nicht umfassend verwirklicht. So haben zum Beispiel weltweit rund 780 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser.

Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich rund 2,4 Millionen Todesfälle und 9,1 Prozent aller Krankheiten durch Sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene verhindert werden könnten.

Ein deutsches Netzwerk, dass sich mit dem Dreiklang Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene in der Entwicklungszusammenarbeit beschäftigt ist das WASH-Netzwerk, „WA-S-H“ steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Im WASH-Netzwerk haben sich 18 deutsche Nichtregierungsorganisationen aus der humanitären Not- und Übergangshilfe und der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zusammengeschlossen.

Die Mitgliedsorganisationen des WASH-Netzwerks teilen die Vision, dass alle Menschen Zugang zu einer nachhaltigen und sicheren Wasser- und Sanitärversorgung haben und eigenverantwortlich grundlegende Prinzipien der Hygiene praktizieren.

In einem Positionspapier des WASH-Netzwerks und VENRO wird erläutert, warum Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene ein Menschenrecht ist und wieso es für Bildung, Gesundheit, soziale und ökonomische Entwicklung und die Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln so wichtig ist:

Wasser

Eine Wasserversorgung muss zahlreiche Kriterien erfüllen, um auf Haushaltsebene allgemein anerkannten Mindestanforderungen zu genügen: Die Entnahme- oder Zapfstelle muss gut erreichbar sein und im Haushalt oder seiner unmittelbaren Nähe liegen. Sauberes Wasser muss hygienisch unbedenklich und frei von chemischen Verunreinigungen sein. In der humanitären Hilfe sollten mindestens 15 Liter sauberes Wasser pro Person und Tag zur Verfügung stehen. Ansonsten empfiehlt die WHO 50 bis 100 Liter Wasser (nicht notwendigerweise Trinkwasserqualität) pro Person und Tag.

Für die Trinkwassergewinnung kommen, je nach Größe der zu versorgenden Bevölkerung und ihrer naturräumlichen Lage, Niederschlags-, Oberflächen- oder Grundwasservorkommen in Frage. Die Qualität des gewonnen Rohwassers in Verbindung mit dem örtlichen Entnahme- oder erteilungssystem entscheidet über Art und Umfang der Trinkwasseraufbereitung. Eine Behandlung auf Haushaltsebene muss insbesondere bei der Errichtung von Regenwassersammelanlagen und bei der Nutzung und Speicherung von Oberflächenwasser vorgesehen werden. Wasserversorgungssysteme leben von der Akzeptanz ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Deren Beteiligung an der Planung und Umsetzung ist essenziell, damit eine bezahlbare Servicestruktur aufgebaut und lokal angepasste Technologien installiert und von der Zielgruppe dauerhaft betrieben und gewartet werden können.

Sanitärversorgung

Die Sanitärversorgung zielt auf den Schutz und die Förderung individueller und öffentlicher Gesundheit durch die Sicherstellung einer sauberen Umwelt und die Unterbrechung der Krankheitsübertragung durch Keime aus menschlichen und tierischen Ausscheidungen, häuslichen, gewerblichen und landwirtschaftlichen Abwässern und Abfällen auf den Menschen.

Sanitärversorgung muss ganzheitlich betrachtet werden und umfasst neben der Trocken- und Spültoilette auch die technischen und betrieblichen Komponenten der Lagerung, des Transports, der Behandlung und des sicheren Managements von Fäkalien und Abwässern beziehungsweise der potentiell wertschöpfenden Wiedernutzung ihrer Produkte in Form von Wasser, Nährstoffen und Energie.

Verschiedene Systemlösungen setzen entlang dieser Kette unterschiedliche Technologien ein. Analog zur Wasserversorgung sind neben den technischen Aspekten nichttechnische Maßnahmen wie Bewusstseinsschaffung, partizipative Planung von technischer Ausführung und Servicestruktur, Hygieneaufklärung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit ein wesentliches Fundament für das Gelingen von Vorhaben der Sanitärversorgung.

Hygiene

Unter Hygiene sind Handlungen von Einzelnen oder Gemeinschaften zur Vorbeugung von Krankheiten zuverstehen. Sie dienen der Aufrechterhaltung des Gesundheitszustandes und einer gesunden Lebensweise. Dazu müssen die Zusammenhänge zwischen Krankheiten und unhygienischem Verhalten verstanden werden. Im Mittelpunkt von Hygieneverhalten steht das Händewaschen, zum Beispiel mit Wasser und Seife zu kritischen Zeitpunkten, wie nach dem Toilettengang, vor dem Essen und nach dem Säubern von Kleinkindern und pflegebedürftigen Menschen.

Ebenfalls bedeutend ist die Lebensmittelhygiene, wie das Abkochen und Abdecken von Speisen und Trinkgefäßen. Hygienisches Handeln ist eine sehr persönliche und intime Angelegenheit. Um das Hygieneverhalten erfolgreich verändern zu können, sind neben fachlicher und kultureller Kompetenz viel Geschick und Ausdauer erforderlich. Gut geplante Aktivitäten zur Gesundheits- und Hygieneförderung gehen diese Punkte an. Sie ermutigen Einzelne und Gruppen, das richtige Hygieneverhalten anzunehmen, um sich vor Durchfall- und anderen Krankheiten zu schützen.

WASH und Gesundheit

Adäquate WASH-Bedingungen helfen vermeidbare Krankheiten einschließlich tödlicher Durchfallerkrankungen einzudämmen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich rund 2,4 Millionen Todesfälle und 9,1 Prozent aller Krankheiten durch WASH verhindert werden könnten. Zu den Krankheiten, die mit unzureichender Wasser- und Sanitärversorgung und unhygienischem Verhalten in Verbindung stehen, zählen:

  • Diarrhöe (Durchfall)
  • Cholera
  • Hepatitis A
  • Giardiasis (Parasiten)
  • Polio-myelitis (Kinderlähmung)
  • Typhus
  • Salmonellose
  • Schistosomiasis (Bil- harziose)
  • Konjunktivitis (bakterielle, virale und parasitäre Bindehautentzündungen)
  • Drakunkulose (Guinea-Wurm)
  • Darmparasiten
  • Haken- oder Bandwürmer

Angemessene WASH-Einrichtungen mildern die Überlastung der Gesundheitssysteme in den Entwicklungsländern.

Downloads

Das Briefing des Europäischen Parlaments zum Thema Gesundheit ist in englischer Sprache verfasst:

Briefing paper: The European year for development - Health (PDF, 6,6 MB)